Manowars Sound-Ausreißer
Mittlerweile muss man ja mit gewissem Schamgefühl sagen, dass man Manowar-Fan sei. Sowohl die zunehmend abnehmende Qualität und Innovation der Musik, als auch die Skandale der letzten Jahre (sowohl bezogen auf Karl Logans Verhaftung als auch die Anschuldigungen der Mysoginie, diedem Image der Band nicht geholfen haben). Auch das letzte erschiene Full-Length Album "The Lord of Steel" besserte es nicht gerade auf.

Während der Opener und titelgebende Song "The Lord of Steel" noch Hoffnung auf ein durchschnittliches Manowar-Album macht, das zwar keine Innovation liefert, aber den gewohnten Sound solide weiterführt, so wird man doch schnell enttäuscht. Hört man das Album über kleinere Lautsprecher mit wenig Bass ist der Mix zwar aushaltbar, doch sobald es über irgendeine Form von Kopfhörern läuft, seien es meine JBL Tune 500 Bt oder meine AKG Studio-Kopfhörer, wird klar, dass der Mix in keinster weise erträglich ist. Während die Vocals zwar klar und gut gemischt sind, verschwimmen die Instrumentals in einem riesigen, dröhnenden Brei, der durch den viel zu lauten Bass mit furchtbarem Sound nicht gerade besser wird. Es fühlt sich an als ob der dumpfe Bass und der dröhnende Gitarren-Sound von den Wänden einer Höhle zu einer gigantischen Sound-Wand verschmelzen, die an Wummern nicht zu überbieten ist. Die Dauerattacke der Double-Bass der Drums trägt ihren Teil dazu bei. Doch nun zu jedem Song im einzelnen:
"The Lord of Steel" wirkt, als könnte er das Niveau noch retten und versucht einigermaßen ernst zu wirken und punktet mit viel Energie, guten Riffs und Eric Adams´ Stimme, die ich sehr schätze. Die guten Aspekte des ersten Songs werden jedoch mit "Manowarriors" zerschmettert. Die gefühlt 200ste Hymne an die Fans von Manowar und wie "metal" sie doch sind, dass sie sich nichts sagen lassen und die lautesten sind wirkt einfach nur uninspiriert. Das Main-Riff ist unerträglich schlecht und selbst Eric Adams schafft es mit seiner Stimme nicht, den Song aufzuwerten. Das einzige, was er in diesem Song beiträgt ist der hier deutlich zu oft verwendete, charakteristische Schrei. Der Text ist schlichtweg nichtssagend. ("We drink a lot of beers and play our Metal loud and nice")
"Born in a Grave" versucht eine mystische Atmosphäre aufzubauen und schafft das sogar ein wenig. Die cleanen Gitarren bringen durch ihr verspieltes Panning zumindet etwas Kreativität und eine weitere Ebene in den simplen Song. Doch auch hier ist der Mix nicht aushaltbar, Erics Stimme scheint gegen die Instrumentals kaum anzukommen, was ich sehr bedauere, da die Vocal-Melodien tatsächlich gut geschrieben sind. Gegen Ende schafft der Song kaum die Zuhörer bei der Stange zu halten, der Song hat schlichtweg zu viele Wiederholungen und keinen ausreichenden Höhepunkt.
"Righteous Glory" bringt lang ersehnte Abwechslung. Natürlich nicht was den Text betrifft, das konnte man ja von Manowar schon seit langem nicht mehr erwarten. Die Gesangsmelodien sind jedoch erstklassig, das Solo wirkt erst vielversprechend, verliert sich jedoch schnell in Bedeutungslosigkeit. Der Song könnte aus dem Album wirklich herausstechen und bringt interessante Ideen, die mit der richtigen Umsetzung zu einem phänomenalen Song werden könnten, doch leider wirkt der Song faul und schnell abgehandelt, ohne viel Aufwand produziert.
Der nächste Song "Touch the Sky" scheint in bedeutungslosem Mittelmaß weiterzuplätschern, bis der Refrain einsetzt. Dieser ist wirklich gut geschrieben und macht Lust auf mehr. Doch leider wird man enttäuscht, der restliche Song läuft ohne große Aufregung einfach weiter, nur das zweite Solo ist tatsächlich einigermaßen spannend und ab diesem Solo bleibt der Song bis zum Ende ziemlich gut, was ihn definitiv rettet.
"Black List" ist eine Qual von Song. Der Song hat nicht einen guten Aspekt an sich und kann durchaus gern vergessen werden. Nicht ein Riff ist interessant, keine Vocal-Melodie ist gut und nicht einmal die Soli bleiben im Kopf. Der Song ist weniger als mittelmaß, er ist schlichtweg furchtbar. "Expandable" versucht das Tempo wieder aufzugreifen und einen der agresiveren Songs des Albums darzustellen. Das simple Riff und das nichtssagende Phrasen-dreschen von Eric Adams verhindern das jedoch. Der Song sagt nichts aus und ist pures Mittelmaß im Metal-Einheitsbrei.
"El Gringo" bringt neuere Sound-Elemente mit Anleihen an mexikanische Volksmusik in das Album. Der Song ist jedoch schlecht strukturiert und kann mich auch nicht fesseln. Zu diesem Zeitpunkt des Albums spüre ich bereits leichte Kopfschmerzen ob des dröhnenden Sounds und bin unglaublich gelangweilt von der Einfallslosigkeit dieser Songs.
"Annihilation" bringt einige verspielte Bass-Lines mit sich, die mir sehr gefallen und der Rhythmus-Sektion ein wenig "Spice" geben. Doch vor allem in den Strophen finde ich das Vocal-Pattern ungünstig gewählt und es lässt für Erics Stimme eindeutig zu wenig Platz.
Hail, Kill and Die stellt für mich eindeutig einen der stärkeren Songs des Albums dar. Zumindes musikalisch. Dass Manowar zum wiederholten Male eine Retrospektive ihrer Alben machen ist schlichtweg einfallslos. Auch das verteufeln aller Kritiker wirkt etwas kindisch. Musikalisch hatte ich jedoch großen Spaß mit dem Song. Er bringt das alte Manowar zurück und die gewünschte Epik. Der Song ist zwar simpel, kann durch die Vocals stellenweise jedoch sehr groß wirken, wenn er möchte. Eric scheint mit diesem Song auch viel Spaß zu haben, da er hier meiner Meinung nach so gut klingt wie sonst nirgendwo auf diesem Album.
"The Kingdom of Steel" schließt das Album ab und bildet durch seinem Titel zusammen mit "The Lord of Steel" einen schönen Rahmen. Musikalisch wirkt der Song melodisch, episch und durchdacht. Die Gitarren zum Anfang gefallen mir sehr gut und wirken gut ausgearbeitet. Auch in der Strophe harmonieren sie gut mit Eric Adams´ Gesang. Joey DeMayos Bass hält sich hier im Hintergrund, was dem Song sehr dienlich ist. Die Atmosphäre wird hier sehr gut aufgebaut und der Song ist wunderbar strukturiert. Dieser Song ist wohl eindeutig der beste des Albums und verdient, öfter gehört zu werden, wenn man die langen Hymnen Manowars mag. Mit seinen 7:20 Minuten hätte ihm jedoch auch ein kleiner Cut gut getan, da er nicht genug bereit hält um die gesamte Zeit aufregend zu halten.
Allgemein gesehen ist das Album pures Mittelmaß. Zwar hat es ein paar Songs, die besser sind als die Gesamtheit des Albums, diese kann man jedoch getrost per Stream hören. Für diese Songs lohnt es sich definitiv nicht das Album auf Vinyl zu kaufen. Eine allgemeine Bewertung von 4/10 halte ich für angebracht
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