Judas Priest ist noch lange nicht am Ende!

Veröffentlicht am 27. März 2024 um 01:46

Das 19. Album der Metal-Götter. Kann man da noch Innovation erwarten? Judas Priest zeigen uns deutlich: Ja!

Mit "Invincible Shield" zeigt uns die Formation um Halford, Tipton und Hill wie ein würdiges Album zum 55. Bandjubiläum klingt.

Judas Priest haben es immernoch drauf. Uns wurde mit "Invincible Shield" ein Album geliefert, das für mich kaum besser sein könnte. Der Nachfolger der überragenden "Firepower" zeigt, dass Judas Priest seit dem letzten Release 2018 keinesfalls die Füße baumeln ließen. Doch fangen wir abseits der Musik an: das Artwork. In Zeiten von K.I. möchte man fast meinen, dass so ein simples Design von einem Computer zusammengeschnipselt wurde (wäre ja auch nicht das erste Mal, wenn man sich an Deicide und Pestilence wendet). Zum Glück nehmen sich Priest dieser Thematik selbst an und warten nicht auf einen vergleichbaren Shitstorm. Sie zeigen auf ihrem Instagram-Account sogar ein detailliertes Entstehen des Covers. Ich bin zwar nach wie vor nicht begeistert davon, vor allem nach "Firepowers" an "Painkiller" erinnerndes Cover, doch macht die Gatefold-Vinyl einiges wieder wett. Liebevoll gestaltet ist ein schwarzer Ritter, sozusagen ein Verteidiger des Metal, wenn man sich die Aussagen des Albums ansieht und mit Halfords und Faulkners Interview-Aussagen vergleicht, darauf zu sehen und eine "Ode an die Metalheads" prägt die Innenseite. Bei farbigem VInyl erhält man zudem ein leicht abgeändertes Cover, das sich der Vinyl-Farbe anpasst. Unnötig aber leider eben einfach cool. 

Nun jedoch zum wichtigen Teil: die Musik. Und was für Musik wir genießen dürfen. Bereits die erste Single, die das Album bewerben sollte, "Panic Attack" hat mich in ihren Bann gezogen und ist drei Tage lang ununterbrochen durchgelaufen. Ein leises, 80er-Jahre Synthesizer-Intro, das später von Gitarren abgelöst wird, ein aufwärts-brausender Ton und schon wird man in geballte Priest-Action gesogen. Wem es bei dem Intro an Old-School Judas Priest Gefühl gefehlt hat, der wird spätestens beim ersten richtigen Ton von Panic Attack nicht enttäuscht. Faulkner scheint Tiptons Stil aufgesogen und mit seinem eigenen verwoben zu haben, was uns einen modernen Judas Priest Sound bringt und doch ab dem ersten Akkord zeigt, dass Gitarrenlegende Glenn Tipton trotz Parkinson-Erkrankung noch seine Finger im Spiel hat und auch auf dem neuen Album durchklingt. Wer mich persönlich kennt weiß auch, wie sehr ich Scott Travis hinter den Drums vergöttere. Mit Vehemenz wie eh und je drischt er auf die Bass-Drum, scheut sich aber auch nicht in langsameres Tempo zu verfallen, sollte es dem Song dienlich sein. Er unterstreicht den Priest Sound auch hier wie immer perfekt ohne sich als Einzelmusiker zu sehr in den Vordergrund zu drängen, scheint jedoch klar heraus sobald er das möchte. Auch Ian Hill liefert mit seiner Gelassenheit in den tiefen Frequenzen der Rhythmussektion seinen ikonischen Sound. Simple Basslines, die bei näherer Betrachtung dann doch nicht so simpel sind wie zunächst angenommen machen ihn unverkennbar. Aber kommen wir zum Metal-God persönlich: Rob Halford. Während man bei anderen Sängern seiner Altersklasse starken Wandel in der Singstimme bemerken kann klingt unser aller liebster Leather-Rebel und Katzen-Liebhaber nicht einen Tag älter. Mit sagenhafter Energie wuchtet er uns seine Texte auf höchstem sprachlichen Niveau entgegen und auch seine markante und ikonische Falsett-Stimme hat nichts an Energie eingebüßt. Sie schwebt wie immer hoch über den Songs und geht jedem durch Mark und Bein. Die Soli könnten nicht "Priestiger" sein, sie fühlen sich viel mehr wie ein "Painkiller Part 2" an. Hat man sich von dem wilden Ritt durch Panic Attack noch nicht ansatzweise erholt, so wird man auch schon in das beinharte Intro-Riff von "The Serpent and the King" geworfen. Eindeutig einer der herausragendsten Songs des Albums. Mitreißend in den Strophen, mit Gefühlt etwas weniger Tempo im Refrain. Doch auch hier nur kurz. Schon nimmt uns die rapide Double-Kick-Tirade Travis´ diesen Moment der Ruhe. Auch nach diesem Song findet man keine Pause. Der Titel-Track "Invincible Shield" hat für mich das Potential für einen modernen Priest-Klassiker. Im Pre-Chorus findet sich auch durch die Melodieführung ein deutlicher Hinweis auf den metaphorisch beschriebenen Schild. Hier bekomme ich fast ein wenig "Ritter der Tafelrunde" Gefühle. Er klingt einfach nach siegreichen Rittern, die aus einer Schlacht zurückkehren. Ein kurzer Tempowechsel täuscht ein wenig Ruhe an, doch bereits kurz darauf geht der metallene Sturm weiter und geht in ein fantastisches Solo über, das sich nicht besser in den Song schmiegen könnte. Zunächst mit etwas weniger Noten, dann doch mit üblichem Faulkner-Shred. Besonders gegen Ende diesen Songs überzeugt mich Halfords Falsett. Nach diesem wilden Ritt durch drei wahnsinnig intensive Songs schrauben die alten Herren das Thema doch ein wenig runter. Wer jedoch denkt, dass die Riffs dadurch weniger Hart werden, hat sich getäuscht. Dennoch schafft es Halford hier einige melodiösere Vocal-Parts einfließen zu lassen. "Devil in Disguise" ist ein brachiales Mid-Tempo-Biest. Wer jetzt wirklich einmal eine Verschnaufpause braucht findet diese in den grandiosen Gitarren-Harmonien von "Gates of Hell". Die Energie wird hier ein wenig herausgenommen, dafür mehr auf ausgearbeitete Melodieführung gesetzt und das macht diesen Song zu einem weiteren herausstechenden Titel dieser Platte. Direkt anschließend ist die "Ballade" der Platte, der ich anfänglich zu deren Single-Release zugegebenermaßen negativ eingestellt war. Doch mittlerweile sind die wahnsinnig komplexe Gitarrenmelodie als Intro des Songs, als auch der ziemlich eingängige Chorus des Songs ein muss auf "Invincible Shield" für mich bei jeden meiner mittlerweile Zahlreichen Hördurchläufe. Dieser Song muss wohl einfach öfter laufen um ihn wirklich zu verstehen. Durch Faulkners Spiel und einer Kombination aus harten Power-Chords und hammerharten Deadnotes nimmt er dann doch noch einmal etwas an Härte zu, nur um kurz darauf in das wohl schönste Solo der Platte überzuleiten. Das Intro-Riff aufgreifend fliegen Faulkners Finger mit melodiösen Sweeps und interessanten Tapping-Licks über das Griffbrett seiner jetzt schon ikonischen blauen Gibson. Durch Halfords Stimme im Refrain ist dieser Song ein Priest-Brett mit Ohrwurmgarantie. Das Tempo wird direkt mit "As God is my Witness" auf ein Maximum hochgefahren und aus allen Sektionen der Band brettern 16tel-Noten durch die Amps. Der Titel verrät bereits: an religiösen Themen scheint es dem "Priester" nicht zu mangeln. Der Pre-Chorus ist hier für mich eindeutig das Highlight des Songs. Er baut in extrem kurzer Zeit eine unfassbar dichte und düstere Atmosphäre auf. "Trial by Fire", der nächste Song wurde ja auch bereits als Single veröffentlicht. Über das wahnsinnig schlechte Video sprechen wir vielleicht lieber nicht. Wir halten fest: Judas Priest machen nach wie vor fantastische Musik. Aber vielleicht sollte man Musikvideos dann doch lieber anderen Bands überlassen. "Escape from Reality" schafft es für mich eine wahnsinnig düstere Atmosphäre aufzubauen. Wenn ich hier von düster spreche meine ich natürlich nicht die selbe Art von Düster die ein Black-Metal Album erzeugt, wer den Song jedoch kennt versteht was ich meine. Auch hier ist Travis´ Spiel an den Becken genial eingesetzt und Halford zeigt, dass er nicht nur die lauten Töne gut singt. "Sons of Thunder" ist für mich einer der weniger guten Songs des Albums. Ist er doch nicht schlecht, so fehlt ihm für mich eine gewisse Eigenheit, die die bisherigen Songs für mich alle hatten. Es ist nach wie vor ein guter Priest Song, allerdings kein besonders bemerkenswerter. "Giants in the Sky" ist jedoch das genaue Gegenteil. Bereits mit einem interessanten Intro-Riff greift er die Aufmerksamkeit des Hörers und enttäuscht ihn auch mit einem unglaublich wummernden Verse aus allen Instrumenten nicht. Dies beschließt das reguläre Album. Die Streaming-Version und die Vinyl-Deluxe-Version bieten noch drei weitere Songs, die jedoch jeder selbst unvoreingenommen erkunden soll.

Es lässt sich also sagen: Judas Priest ruhen sich auf keinen Fall auf ihrem Jahrzehnte-langen Erfolg aus und sind hungrig nach mehr. Genau wie ich. Ich hoffe nach einem Album wie diesem, dass es nicht das letzte gewesen ist. Auch Halfords Worte zum Ende des Konzerts in München machen Hoffnung: The Priest will be Back! Das Album ist ein wilder Ritt durch die gesamte Judas-Priest Diskografie und trotz kurzer hängender Momente bekommt das Album von mir eine klare Bewertung von 9,5/10. Für mich ist das Album des Jahres bereits gefunden. 

Was haltet ihr von dem neuen Werk der Metal-Götter? Schreibt mir gern einen Kommentar unter diesem Artikel.

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Kommentare

Zippi Verehrer
Vor einem Jahr

Bin ja persönlich nicht so in Priest drin, muss aber sagen des Album scheppert gescheit, nervt auch schön alle anderen im Haus, PERFEKT!

Le.nz273
Vor einem Jahr

Servus
Bin auch sehr gespannt über die Live-Auftritte mit dem Invincible Shields Repertuar... Hoffe dass Halfords Stimme live genau so gigantisch ist wie auf dem Album...freu mich auf 4.7.

Louder Than Hell
Vor einem Jahr

Des wird brutal, hab schon gigantisch bock

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